Peter Heber, so hat Verena Kuni geschrieben, sei ein Maler, bei dem die „Kunst als zweite Natur“ erscheine. Das ist ein zutreffendes Charakteristikum seiner Malerei, denn seine Kunst bedient sich der Farbe, ob er sie nun lasierend oder pastos benutzt, wie die Natur selbst die unendliche Schönheit der Farben bereit hält, aber gleichzeitig auch in deren Strukturen die Vielfalt der Naturprozesse erkennen lässt.
Peter Hebers Bilder sind fast immer abstrakt, aber er kann als Kenner der Malereigeschichte an van Goghs Regenbilder ebenso anknüpfen, wie er in seinen eigenen „Bienenbildern“ das Surren und Summen eines Bienenschwarms sichtbar machen kann. Das liegt daran, dass dieser Künstler mit den malerischen Möglichkeiten die Natur nicht nachahmt, vielmehr mit dem Material Farbe Kräfte und Prozesse der Natur quasi vergleichslos auf seinen Bildern herzustellen versucht.
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Zweifellos aus tiefgehender Beschäftigung mit Natur kommt Heber zu seinen üppigen Farbwelten. Die bleiben oft auf den ersten Blick verschlossen. Und sind auf den zweiten von großer Schönheit. Keine Frage, dass der Künstler sich in der (Kunst)Geschichte dieser Farben auskennt, dass er William Turner ergründet und die „impressionistische Diesseitigkeit“ bewundert und überwunden haben wird, bevor er da hin kam, auf seinen Bildern alles durch Farbe zu definieren und eigentlich nichts durch Form. Peter Heber versucht den Bildraum zu überschreiten, indem er die materielle Seite der Farbe nutzt, um durch pastosen Auftrag auf den Bildgrund, die Leinwand, in Richtung Realraum, also dritte Dimension, auszugreifen.
Und er lässt sich oft von den Rändern der vorgegebenen Leinwand nicht hindern, lässt seine Farbstrukturen, Wellen, Flüsse, Ströme, Richtungen über die Bildränder gehen- freilich ohne dass damit der Eindruck entsteht, das Bild sei nur ein Ausschnitt und Heber verzichte auf Kompositorisches im Bild.
Natürlich (ja, auch im Wortsinn dieses üblichen Füllworts) beschäftigt Heber sich mit den starken Bewegungen und Mächten der Natur. Ein Künstler, der dem Anschein nach stark mit dem Intellekt seine Bildserien geplant hat, der Weißmaler Raimund Girke, hat mir einmal gesagt, zwischen Morgengrauen und Frühlicht ginge er in Köln ans Rheinufer um das Strömen, Kämpfen und Gurgeln der Wassermassen in seine Bilder aufnehmen zu können. Vermutlich nimmt Heber Klang und Licht der Natur ähnlich auch in sein Werk.
Ludwig Zerull